Eine lange Debatte dreht sich darum, ob man als Selbständiger Gratis-Leistungen anbieten sollte oder nicht.
Kürzlich lief mir ein Blog-Artikel über den Weg, der sehr dagegen war.
Wie bei vielen Konzepten dieser Art, meistens gilt: In manchen Fällen macht es Sinn, in anderen nicht.
Leads generieren
Die einen sagen: Demonstriere Kompetenz und schaffe Vertrauen durch Gratis-Inhalte. Dann sehen die Leute, wie gut Du bist und kaufen die Kunden auch eher Deine kostenpflichtigen Inhalte.
Die anderen sagen: Gratis-Angebote schaffen bei den Kunden eine Gratis-Mentalität, so dass sie gar nichts mehr kaufen und nur noch nehmen, was sie gratis mitnehmen können.
Beides kann zutreffend sein.
Von Robert Middleton stammt das Konzept des Info-Guru: Stelle ca. 30% Deines Wissens gratis zur Verfügung, um Kompetenz zu zeigen und Vertrauen aufzubauen. Dann kaufen die Leute auch von Dir.
Bei Experten-Themen funktioniert das häufig, wenn es mir denn tatsächlich gelingt, vorhandene Kompetenz glaubwürdig zu demonstrieren.
Viele Youtuber demonstrieren ihr Wissen, ihre Kompetenz, ihre Sympathie in kostenlosen Videos, bieten tatsächlich Mehrwert, und fördern sehr erfolgreich den Verkauf ihrer digitalen oder materiellen Produkte, ihrer Beratung, ihrer Bücher, usw.
Bestechung für Mailing-Liste
Eine ähnliche Strategie besteht darin, dass Interessierte mit ihrer Mailadresse „bezahlen“ für ein Gratis-Skript, einen Gratis-Report u.ä.
Nach meiner eigenen Erfahrung sind diese Gratis-Inhalte qualitativ sehr unterschiedlich. Inzwischen (Stand: April 2022) nutze ich diese Angebote praktisch nicht mehr.
Anschließend bin ich im Mail-Verteiler und erhalte Angebote verschiedener Art. Das Austragen aus dem Verteiler hat sich als unterschiedlich einfach erwiesen.
Die Katastrophe der Musikindustrie: Nahezu totale Gratis-Mentalität der Nutzenden
Die Musikindustrie dagegen hat sehr schmerzliche Erfahrungen damit gemacht, Musik gratis zu streamen.
Musik steht, mal legal, mal illegal, vermeintlich „gratis“ zur Verfügung. Selbst Fans von Bands kaufen Musik in sehr viel geringerem Umfang als noch vor 20 Jahren. Nur noch sehr wenige sind bereit, für Musik zu bezahlen.
Die Investitionen, die es braucht, um großartige Bands wachsen und reifen zu lassen, können kaum noch getätigt werden.
Eigene Erfahrungen
Ich habe selbst seit 2002 ein Gratis-Angebot auf meiner Controller-Seite. Bei jeder meiner Veranstaltungen weise ich darauf hin, ich erwähne es bei allen möglichen Gelegenheiten. Wie oft ist dieses Angebot in Anspruch genommen worden? Bis heute (April 2022) genau null Mal.
In der gleichen Zeit habe ich gegen akzeptable Bezahlung über 50 Projekte verkauft.
Außerdem habe ich eine Reihe kostenloser Vorträge gehalten. Das hat ein bisschen wachsende Bekanntheit gebracht und tolle persönliche Empfehlungen. Insgesamt macht das aber nur ca. 5% von meinem Gesamt-Deckungsbeitrag aus.
Gratis-Autorenschaft
Hin und wieder wurde mir versprochen, wenn ich irgendwo gratis schreibe, Blog-Artikel oder ähnliches, dann hätte das für mich eine Werbewirkung.
Nach meiner Erfahrung tritt diese Werbewirkung nicht ein.
Wenn ich natürlich zahlreiche, mehrwertige Beiträge an vielen Orten im Netz stehen habe, die konsistent auf meine Kompetenz hinweisen, verbessert das mein Google-Ranking. Mehr aber auch nicht.
FAZIT
Natürlich gibt es nervige Leute, die alles gratis und super-günstig haben wollen, die gibt’s immer und überall.
Ich selbst schnorre auch gelegentlich.
Ich halte es aber in Maßen, weil ich glaube, dass es schlecht für das Gesamtsystem ist, wenn ich permanent nur gratis abziehen will.
Wir sehen derzeit insbesondere bei den Paketdiensten, was passiert, wenn wir alles immer noch billiger und billiger haben wollen. Es werden nicht nur die besten angeworben, und Lieferanweisungen werden in Maßen befolgt.
Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen? Haben Gratis-Inhalte Ihnen geholfen, Vertrauen aufzubauen und Kunden zu gewinnen? Haben daraufhin viele Leute versucht, Sie auszunutzen?
VIEL ERFOLG!
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