Die besten Buchhaltungsprogramme für kleinere Unternehmen

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Mit „kleiner“ meine ich hier nicht die Größenklassen im Sinne der §§ 267-267a HGB, sondern Unternehmen mit bis zu ca. 200 MitarbeiterInnen. All dies sind Programme, mit denen ich persönlich gearbeitet habe und die bei zahlreichen Unternehmen im Einsatz sind. Ich habe auch ganz brauchbare Rechnungswesen-Software erlebt, die eher selten im Einsatz ist (z.B. Mosaiq, GL, Amicron Faktura) und ganz entsetzliche Schrott-Software, die teilweise gekauft war oder mit einem Höchstmaß an Inkompetenz selbst geschrieben. Teilweise finde ich es unfassbar, für was für unsäglichen Müll manche Unternehmen Geld bezahlen, welcher dann die Mitarbeiter in permanenter Frustration hält und bei wichtigen Auswertungen für Fehler sorgt. In diesem Artikel geht es um die Software, die Ihnen auf Ihrer Arbeit in einem Unternehmen bis ca. 200 Angestellte mit hoher Wahrscheinlichkeit begegnen kann. Ein Ranking biete ich hier nicht wirklich an; es kommt darauf an, was Sie genau wollen, die verschiedenen Programme haben verschiedene Vorteile und Nachteile.

Die Kriterien, die ich zur Beurteilung einer Buchhaltungs-Software anlege, sind vor allem: Nutzerfreundlichkeit, insbesondere bei der Buchungsmaske Aussagefähige Auswertungen, die man einfach abrufen, drucken und exportieren kann Vorhandensein einer Kostenrechnung, die sich ohne Informatik-Studium bedienen lässt Falls es sich um ein Mehrkomponenten-System handelt, also z.B. mit Fakturierung, Lohnabrechnung, Anlagenbuchhaltung, Warenwirtschaft – nahtlose Zusammenarbeit der Komponenten

Off the Grid: Lexware, insbesondere Financial Office

Für sehr kleine Unternehmen bis, nach meiner Schätzung absolut maximal 15 MitarbeiterInnen, eher 10-12, gibt es Lexware. Manche behaupten, es eigne sich auch für größere Unternehmen, aber ich habe ein Unternehmen mit 35 Angestellten länger beobachtet, die sich daran versucht haben, und da hat nix funktioniert. Lexware ist wirklich für die ganz Kleinen und wenn ich eine Firmenschulung in Lexware gegeben habe, waren es fast immer kleine Handwerksunternehmen, Freiberufler und einmal ein kleiner Anlagenbauer mit 4 Personen. Lexware kommt in verschiedenen Versionen, und nach meiner Erfahrung die mit Abstand beste Version ist Financial Office.

Hier habe ich Lohnabrechnung, Fakturierung und Buchhaltung, dazu ein Modul zur Verwaltung eines kleinen Anlagevermögens. Daneben gibt es noch PRO und Premium, die ich nicht so gut finde. Lohnabrechnung und Finanzbuchhaltung kann man von Lexware auch einzeln kaufen, ebenso wie eine Warenwirtschaft und ein paar ergänzende Module, z.B. Fahrtenbuch und Reisekosten. Was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, so gibt es für kleinere Unternehmen, insbesondere für bilanzierungspflichtige kleinere Unternehmen, nichts Besseres. Lexware hat von Version zu Version immer mal wieder die eine oder andere kleine Macke, aber vom Gesamtwerk her ist es bisher nicht übertroffen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Im gleichen Preissegment gibt es etwas Konkurrenz, aber nachdem ich einiges davon getestet habe, verstehe ich, warum niemand MIT Gehirn die anderen Produkte kauft.

Der Gold-Standard seit 1966: DATEV

Seinerzeit von Steuerberatern für Steuerberater entwickelt, ist DATEV eines der funktionalsten Buchhaltungsprogramme. Insbesondere, weil man an das Jahresabschluss-Modul gleich die verschiedenen Steuerarten anstöpseln kann und aus der Bilanz heraus gleich die Steuererklärungen erstellen kann, ist diese Software bei Steuerberatern sehr beliebt. Gewöhnungsbedürftig für Anfänger ist die Benutzung der Buchungstasten und der Steuerschlüssel. Das Buchhaltungs-Modul verfügt auch über ein hervorragendes Untermodul zur Verwaltung des Anlagevermögens, welches auch die Buchungssätze für die monatliche Abschreibung automatisch erzeugen kann. Ebenso gehört eine Kostenrechnung dazu, die für kleinere Unternehmen sehr brauchbar ist. DATEV ermöglicht eine große Vielzahl an Auswertungen zu Finanzbuchhaltung, Anlagenbuchhaltung und Kostenrechnung, die als Standard mit an Bord sind. DATEV bietet auch eine Fakturierung an und eine hervorragende Lohnabrechnung, die mit der Buchhaltung nahtlos integriert sind.

Der Platin-Standard der Buchhaltung: Simba

Was die reine Buchhaltung angeht, so funktioniert Simba nach einem sehr ähnlichen Muster wie DATEV, bietet aber ein paar zusätzliche Funktionen, die mich seit 2001 begeistern, insbesondere für die Handhabung von OPOS.

Für den reinen Workflow in Buchhaltung und einer guten grundlegenden Kostenrechnung gibt es nach meiner Erfahrung nichts Besseres. Buchen mit Simba ist das reine Vergnügen. Anlagenbuchhaltung und Kostenrechnung sind ebenso voll an Bord, und die Auswertungen sind top. Mehrere Steuerkanzleien nutzen Simba, obwohl es die Funktionalitäten zu Steuererklärungen nicht hat, vermutlich weil das Buchen damit vermutlich die optimale Erfahrung ist. Simba hat, wie meine Recherche im Oktober 2018 ergeben hat, inzwischen auch eine Lohnabrechnung, die ich aber nicht kenne, und stellt ein komplettes ERP-System zur Verfügung, welches ich auch nicht kenne.

Gewinn mit einer arbeitssparenden Innovation: FibuNet

FibuNet rollte seinerzeit den Markt auf mit einer kleinen, aber brillanten Innovation: Direkt nach der Buchung kommt aus einem kleinen Drucker ein Klebe-Etikett mit dem Buchungssatz. So ist zu 100% sicher, dass auch die Kontierung gebucht wurde, die auf dem Beleg steht.

Das war ein schlagendes Verkaufsargument, und so gewann das Programm schnell Marktanteile von anderen Anbietern. Ich durfte die Geschäftsführerin Doris Dreyer kennenlernen, ich glaube so um 2002 herum, und die Software testen. FibuNet ist extrem tief und präzise durchdacht, orientiert an den Notwendigkeiten und Bedürfnissen der Nutzer.

Da haben sich wirklich ein paar Leute Gedanken gemacht: Was kann den Buchhaltern und Kostenrechnern wirklich bei der täglichen Arbeit helfen? Das wurde dann entwickelt. Was die Buchhaltung und das zugehörige Berichtswesen angeht, so ist es mindestens so gut wie DATEV. Darüber hinaus bietet das Programm zusätzliche Funktionalitäten, die in anderen Programmen nicht vorhanden sind, die aber bei einigen Aufgaben gut unterstützen.

Gewinn durch Automatisierung: Addison

Addison kam seinerzeit auf den Markt als die erste, auch für kleinere Unternehmen bezahlbare Rechnungswesen-Software, die Belege einscannen und dabei automatisch Buchungsvorschläge erstellen konnte. Ähnlich wie DATEV bietet Addison ein Komplettpaket mit Buchhaltung, Lohnabrechnung, Anlagenbuchhaltung und Kostenrechnung. Ebenso die Erstellung von Steuererklärungen, weshalb Addison auch von einigen Steuerkanzleien genutzt wird.

Ich habe Addison im Rahmen einer Vertretung in der Kostenrechnung in 2005 benutzt und fand die Nutzerfreundlichkeit gut.

Fazit

„Die beste“ Rechnungswesen-Software gibt es nicht. Es kommt darauf an, was Sie brauchen und wollen. Und lassen Sie sich nichts von Verkäufern erzählen. Lassen Sie die Software testen von denen, die später damit arbeiten sollen. Testen Sie damit auch die Bearbeitung komplexerer Aufgaben. In 2008 bis 2009 hatte ich das Vergnügen, mit einem Komplettpaket zu arbeiten, dass ein steinzeitliches Datenkonzept hatte und keinen vernünftigen Drill-Down erlaubte. Das war kein Spaß.

Viel Erfolg!