Kult, Faszination, Kunst, Aufregung.
Eine Comic-Reihe, die einen sehr tiefen Eindruck in meiner Jugend hinterlassen hat, waren die „Schwermetall“-Comics.
In den USA „Heavy Metal“. Begonnen hatte die Serie 1975 in Frankreich als „Metal Hurlant“.
Obskure Aliens, muskulöse Männer, scharfe nackte Frauen!
Coole Raumschiffe und Explosionen im Weltall!
Was fesselt einen Elfjährigen mehr als eine solche Mischung?
Die Comics waren herausragend gut gezeichnet, besonders für damalige Verhältnisse. In der Grundschule hatte ich bereits die Comics von Superman und Batman verschlungen. Kurz danach kamen Asterix und Lucky Luke dazu.
Eigene Stile
Das war ein sehr anderer Stil. Bewusst war mir das nicht klar, aber da entstand eine ganz andere eigene Kunstform, wo die Zeichner richtig Eier hatten und eine eigene Vision.
Diese Zeichnungen waren ganz eigene Welten, nicht nur wegen der anderen Welten, die dort abgebildet waren, sondern wegen des ganz anderen Blickes auf die Welt, wegen der andersartigen Gefühle, die sie hervorriefen.
Manche Zeichner konzentrieren sich sehr auf die Haut der Figuren und stellen ältere Menschen mit überzeichneten Falten dar oder stellen Unregelmäßigkeiten oder Unreinheiten der Haut in den Vordergrund.
Andere zeichnen ihre Figuren, insbesondere Frisuren und Kleidung, betont eckig, mit sehr spitzen Ecken.
Wieder andere übertreiben große Nasen und große, abstehende Ohren.
Der französische Zeichner Moebius hat seit jeher einen futuristisch wirkenden, sehr eigenen Stil. Unter anderem deshalb wurde er seinerzeit auch von Alejandro Jodorowsky für das episch gescheiterte DUNE-Projekt rekrutiert.
Schwermetall und meine eigene Geschichte
Die ersten deutschen Ausgaben kamen raus, da war ich gerade mal 11. Das war 1980. KISS veröffentlichten UNMASKED und ich wurde zum Fan.
Das heißt, ich muss eine der ersten Ausgaben gehabt haben. Mein Vater kaufte sie mir damals in einem Bahnhofskiosk. Er schaute selbst etwas skeptisch und ihm war vielleicht nicht ganz wohl dabei.
Für damalige Verhältnisse waren diese Comics schon sehr pornographisch, besonders eine Episode in der Ausgabe, die ich in meinen heißen kleinen Händen hielt. Ich erinnere noch das Gefühl, wie heiß eine der Geschichten war, so dass ich streckenweise nur mit einer Hand umblättern konnte.
THE MOVIE
Es gab dann sogar einen Film dazu. Den musste ich natürlich sehen.
Auf dem Plakat diese makellose Frau auf dem Flugsaurier. Das zog mich magisch an. Mit 12 hatte ich bereits begonnen, Bud Spencer doof zu finden, und etwas Neues musste her.
Wenn ich mich recht erinnere, war ich beim deutschen Release 13 Jahre alt, und sobald ich konnte, mogelte ich mich in eine Vorstellung, die glaube ich ab 16 war.
Inhaltlich habe ich mindestens die Hälfte nicht verstanden. Aber das war egal, denn es gab cool aussehende Aliens, Raumschiffe, Roboter, Explosionen und Frauen mit prallen Brüsten und schmalen Taillen.
Endgeil.
Master Mind: Raymond Martin
Bei meinen Recherchen zu diesem Thema im März 2022 stieß ich darauf, dass der Mann hinter diesen Comics niemand anders war als Raymond Martin, der auch die legendären U-COMIX in Deutschland auflegte – ein sehr anderer Stil, aber eben auch anders als der Mainstream.
Raymond Martin schrieb sogar ein Buch. Das Vorwort dazu lieferte niemand Geringerer als Henryk M. Broder!
Raymond scheint eine sehr interessante Person zu sein.
Bleibender Eindruck der Schwermetall-Comics
Im Rahmen meiner Recherchen habe ich auf ebay zwei alte Sammelbände erstanden.
Die Geschichten fand ich dann doch deutlich weniger spektakulär als ich erinnerte.
Die Zeichnungen sind interessant, eigen, besonders und haben innerhalb einer einzelnen Ausgabe eine große Vielfalt.
Die Stories dagegen reißen mich nicht besonders mit, finde ich eher mau.
Eine Story ist betitelt „Onan der Barbar“. Haha, alle den Witz verstanden?
Naja, mit 11 Jahren fand ich das alles großartig und genial.
Die U-Comix fand ich dann inhaltlich wagemutiger.
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