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Vorab vielen Dank an Diana Ludwig von Blogsheet für die Anregung zu diesem Artikel!
Wenn Sie etwas Neues lernen, kann die Angst vor Fehlern manchmal geradezu lähmend sein.
Dies ist aber nicht notwendig.
Ohne Fehler kein Dazulernen, ohne Fehler keine Entwicklung, und auch keine neuen Ideen. Viele Verfahren in der Industrie, viele Produkte entstanden aus Fehlern bei der Herstellung.
Ich habe im Laufe meines Lebens eine Menge Fehler gemacht, kleine, große, und Fehler ganz verschiedener Art. Aus den meisten habe ich gelernt – früher oder später – und weil ich gelernt habe, wurden viele Dinge später einfacher.
Hier 10 Gründe, warum Sie keine Angst vor Fehlern haben sollten:
1. Aus Fehlern lernen wir
Wenn wir einen Fehler machen, dann erfahren wir zumindest, wie es nicht geht. Jeder weitere Fehler vergrößert unser Wissen und hilft uns, falsche Ansätze auszuschließen. Fehler schubsen uns solange in die richtige Richtung, bis wir die passende Strategie entwickelt haben um unser Ziel zu erreichen. Autodidaktisches Lernen zum Beispiel funktioniert oft nicht anders als durch Versuch und Irrtum.
Tatsächlich ist es so, dass wir in der Regel durch wiederholtes Ausprobieren und Fehleranalyse mehr lernen, als wenn uns jemand die Lösung vor die Nase setzt. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich mich an das was ich selbst erarbeitet habe, sehr viel länger und intensiver erinnere. “Trial and Error” schlägt für mich immer andere Lernmethoden wie zum Beispiel Lesen oder trockenes Auswendiglernen.
Die besten Coaches, Ausbilder und Trainer, die ich hatte, haben mich erst ein paar Male gründlich scheitern lassen. Besonders hervorstechend hierbei Ozzie von den RealSocialDynamics. Er stellt bei seinen Seminaren erst einmal Aufgaben, die garantiert in den Misserfolg führen. Warum? Mit der Zeit entspannt sich der Schüler in seinen Misserfolgen und kann fortan besser lernen.
2. Durch Fehler erfahren wir mehr über uns
Fehler sagen uns viel über uns selbst. Wenn wir immer wieder denselben Typ Fehler machen, dann gibt uns das einen Hinweis auf unsere Schwächen und wir können erkennen, an was wir arbeiten müssen um uns weiter zu entwickeln.
Jeder Misserfolg kann ein wertvoller Hinweis sein auf das, was wir tun sollten – entweder wir finden innerhalb des Problems neue Wege, oder wir wenden uns in eine ganz andere Richtung.
3. Ohne Fehler können wir keine Grenzen erfahren
Wer nicht wagt, der nicht verliert – aber gewinnen tut er auch nichts.
Wenn wir aus Angst vor Fehlern niemals etwas wagen, dann finden wir auch nie heraus, zu was wir fähig sind und wo unsere Grenzen liegen. Vielleicht sind uns sehr viele Dinge möglich, was wir aber nie erfahren, weil wir zu wenig ausprobieren.
4. Vernünftige, ausgeglichene Menschen verzeihen Fehler
Fehler machen alle, insbesondere diejenigen, die es nicht zugeben.
Wir sind nicht perfekt, begehen Irrtümer, sind hier und da nachlässig.
Alle Führungskräfte, die ich kennengelernt habe, die nicht durch Protektion, sondern durch eine natürliche Karriere an ihren Platz gelangt sind, waren bereit, auch größere Fehler zu verzeihen, solange sie nicht den Eindruck haben, dass jemand permanent nachlässig ist oder das Geschäft absichtlich in Schwierigkeiten bringt.
Niemand gelangt (ohne Gewalt oder Protektion) in eine höhere Position, ohne selbst mehrere Male zu scheitern und zahlreiche Irrtümer und Fehler zu begehen. Wer weiter oben angekommen ist, versteht den Weg nach oben sehr gut.
Eigene Fehler lehren uns Mitgefühl. Wir sind schließlich auch immer froh, wenn man uns unsere Fehler nicht allzu krumm nimmt oder ewig nachträgt. Und wer das dennoch tut, hat wahrscheinlich mehr Angst als wir selbst.
5. Irren ist menschlich
Alle Menschen, die ihre Murmeln halbwegs beisammen haben, wissen, dass Fehler normal sind und zum Leben gehören.
Der eine macht mehr Fehler, der andere weniger. Wer viel Neues ausprobiert, macht tendenziell mehr Fehler. Wer immer bei der alten Routine bleibt, macht den viel größeren Fehler, dass er sich nicht mindestens alle 2-3 Jahre an neue Routinen anpasst.
Profis rechnen immer mit Fehlern – nicht umsonst wird in vielen Unternehmen unentwegt an Strategien gearbeitet um die Fehlerquote möglichst gering zu halten und auftretende Probleme effizient zu bewältigen.
Unser Spanischlehrer sagte oft: „In beliebig langer Zeit kann jeder alles.“ Hat man viel Zeit, kann man alle Fehler ausmerzen. Oft hat man diese Zeit aber nicht. Wenn es schnell gehen muss, akzeptiert man einfach eine gewisse Fehlerquote.
Warum hat Stanley Kubrick bessere Filme gemacht als die meisten anderen Filmemacher? Weil er ein Genie war? Das auch. Aber vor allem hat er sich mehr Zeit gelassen, bis zu 13 Jahre für einen Film. Wen wundert es, dass alles in seinen späteren Filmen in höchster Präzision recherchiert und vorbereitet war?
6. Ohne Fehler gibt es keinen Fortschritt
Fehler können eine Chance sein etwas Neues und Unerwartetes zu entdecken. Zwar haben wir in dem Moment nicht unser ursprüngliches Ziel erreicht, aber hin und wieder bringen uns die Fehler auf neue Ideen. Diese kreativen Eingebungen müssen nicht unbedingt etwas mit dem aktuellen Problem zu tun haben.
Zahlreiche Materialien der NASA finden andere Verwendung außerhalb der Raumfahrt. Der Klettverschluss wurde gezielt für Astronauten entwickelt und dann später ebenfalls auf der Erde verwendet. Viele besondere Materialien werden z.B. von Illusionisten wie David Copperfield verwendet, weil sie auf besondere Weise das Licht reflektieren oder aus manchen Blickwinkeln unsichtbar sind.
Stahl gibt es möglicherweise nur, weil irgendein Praktikant beim Schmied Kohle ins Eisen fallen ließ. Durch weiteres Herumprobieren entstand so unter anderem das legendäre „Ulfbert“, ein besonderes Stahlschwert der Wikinger, hergestellt in einem besonderen Verfahren, das den Statuswert eines heutigen Düsenjets hatte.
7. Angst vor Fehlern lähmt und bedeutet Stillstand
Wer Angst vor Fehlern hat, wird selten etwas wagen und wer nichts Neues ausprobiert, kann sich nicht weiter entwickeln. Wo wären wir heute, wenn sich nicht Menschen in das Unbekannte vorgewagt hätten, wenn sie nicht bereit gewesen wären zu experimentieren und auszuprobieren, ungeachtet der möglichen Fehler.
Ohne dem: Kein Kochen, kein Ackerbau, keine Viehzucht, kein Geldwesen, kein Stahl, nicht mal das Rad. Wir würden in Höhlen rumsitzen und rohe Wurzeln mampfen. Sie finden das toll? Dann hopp hopp raus aus dem Federbettchen und ab in den Wald, Wurzeln ausbuddeln!
8. Jeder überstandene Fehler steigert das Selbstbewusstsein
Wenn Sie einen Fehler bemerkt und repariert haben, sind Sie danach fähiger und wahrscheinlich etwas sicherer in Ihrem Arbeitsgebiet.
Was haben Sie im Laufe Ihres Lebens falsch gemacht und daraus gelernt?
Bei meinem ersten Versuch, meinen Wasserfilter zu wechseln, flutete ich meine Küche. Stolzer Lerngewinn: Vor dem Abschrauben einer Wasserleitung sollte man den Haupthahn abdrehen.
Beim Montieren meiner ersten Deckenlampe lernte ich, dass es nicht schlau ist, auf einer aktiven Stromleitung mit einem Schraubenzieher aus purem Metall herumzufummeln.
Als Handwerker bin ich nicht so gut ausgebildet.
Während meines Unterrichts habe ich auch mal Fehler gemacht und bin belehrt worden, z.B. über wichtige Punkte zu Rechnungsabgrenzungsposten oder über die Gestaltung meiner Übungsaufgaben. Diese wären nicht so gut geworden ohne gezielte Kritik von Teilnehmern.
9. Jeder hat das gleiche Recht Fehler zu machen
Viele Menschen glauben, sie dürften sich auf gar keinen Fall Fehler erlauben, sei es nun privat oder beruflich. Falsch! Wir sind alle Menschen und wir sind nicht unfehlbar. Und wir alle müssen unsere eigenen Erfahrungen sammeln und dabei auch Fehler machen – wie sonst sollen wir uns zu eigenständigen Individuen entwickeln? Diesen Prozess durchläuft jeder von uns und jeder hat das Recht seine Persönlichkeit zu bilden, dazu gehört es auch Fehler zu machen.
10. Die Menschen mögen Sie, auch wenn Sie Fehler machen
Glauben Sie, Sie werden gebrandmarkt und verstoßen, wenn Sie etwas falsch machen?
Leider gibt es immer noch ein paar Umfelder, in denen mit Fehlern sehr unproduktiv bis zerstörerisch umgegangen wird.
In den nordeuropäischen und nordamerikanischen Kulturen ist dies kaum noch der Fall.
Wie oft haben Sie selbst anderen kleinere Missgeschicke vergeben oder gar nicht weiter darüber nachgedacht, wenn jemand anders etwas falsch gemacht hat?
Das ist einfach keine große Sache.
Für mich als Lehrer im Rechnungswesen ist es ganz normal, dass Teilnehmer Fehler machen – und ich selbst auch. Ich habe auch noch kein einziges Lehrbuch gehabt, das komplett fehlerfrei gewesen wäre.
Fehler sind also normal, und wenn wir sie gut nutzen, sind sie sogar produktiv.
In diesem Sinne: Viel Erfolg!